Wohnen im Alter: barrierefrei gestalten oder verkaufen?
Viele Senioren leben in Häusern oder Wohnungen, die nicht auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Oft sind die Immobilien nach dem Auszug der Kinder zu groß oder es sind Barrieren wie Treppen vorhanden. Wer den Wunsch hat, in den eigenen vier Wänden alt zu werden, sollte sich Gedanken über das Wohnen im Alter machen, sobald der Ruhestand in Sicht ist.
Nach einer Umfrage des Verbands Wohneigentum e.V. wollen mehr als drei Viertel aller befragten Hausbesitzer auch im Alter in ihrer Immobilie wohnen. Wichtig ist allerdings, dass man sich schon frühzeitig Gedanken über mögliche Umbaumaßnahmen macht. Denn mit zunehmendem Alter kann ganz plötzlich die Mobilität eingeschränkt sein. Empfehlenswert ist daher eine rechtzeitige Vorbereitung auf das Wohnen im Alter.
Wie Senioren ihre Immobilie nutzen können
Für Ruheständler, die in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben möchten, sind ganz unterschiedliche Wohnformen denkbar. Die meisten Senioren nutzen ihre Immobilie für sich alleine.
Ist das Haus groß genug und sogar eine Einliegerwohnung vorhanden, lässt sich auch über ein Mehrgenerationenhaus nachdenken. So können sich Senioren und ihre Angehörigen optimal gegenseitig unterstützen: Die Großeltern passen auf den Nachwuchs auf, die jungen Leute erledigen Einkäufe und unterstützen im Haushalt. Eine Einliegerwohnung könnte auch einer Pflegekraft angeboten werden, sollte dies nötig werden.
Ebenfalls denkbar ist eine Senioren-WG, wenn die Immobilie über genügend Wohnräume verfügt. Hierbei lässt sich das Wohnen im Alter mit anderen Familienmitgliedern oder Freunden der gleichen Altersklasse realisieren. Üblicherweise hat in einer Senioren-WG jeder Bewohner ein eigenes Zimmer, während Küche, Wohnzimmer und Bad gemeinschaftlich genutzt werden.
Die eigenen vier Wände barrierefrei gestalten
Egal für welche Wohnform Senioren sich entscheiden, die Immobilie sollte rechtzeitig barrierefrei umgebaut werden. Da dies mit Aufwand und Kosten verbunden ist, zögern viele Hausbesitzer solche Maßnahmen hinaus. Dabei gibt es noch ein weiteres Argument neben dem persönlichen Nutzen im Alter: Wer in die Barrierereduzierung investiert, steigert den Wert seines Hauses oder seiner Wohnung, denn die Nachfrage nach altersgerechtem Wohnen ist groß.
Zusätzlich gibt es Fördermöglichkeiten und Zuschüsse: Wer seine Immobilie frühzeitig barrierefrei umgestalten möchte, kann unabhängig vom Alter zinsvergünstigte Darlehen bei der KfW-Bank beantragen. Bereits pflegebedürftige Menschen können Zuschüsse zum barrierefreien Umbau bei der Pflegekasse beantragen. Bestimmte Maßnahmen wie Haltegriffe im Badezimmer zahlen sogar die Krankenkassen, wenn der Arzt dies per Rezept verschreibt.
MAßNAHMEN FÜR ALTERSGERECHTES WOHNEN:
EINGANGSBEREICH:
- Handläufe am besten beidseitig anbringen
- Treppen mit Rampe oder Hebelift überbrücken
- Türspion und Gegensprechanlage einrichten
BADEZIMMER:
- ideal ist eine bodengleiche Dusche mit Klappsitz oder Hocker
- Badewanne mit Hebesitz oder mit Türe zum einfachen Aussteigen
- stabile Haltegriffe neben Toilette, Waschbecken und Badewanne
- Rutschgefahr durch Aufkleber, Badematten oder rutschfeste Fliesen reduzieren
KÜCHE:
- Sitzgelegenheit vor der Arbeitsfläche schaffen
- Arbeitsfläche und Kochstelle sollten unterfahrbar sein
- eine Herdüberwachung mit Abschaltautomatik ist sinnvoll
SCHLAFZIMMER:
- Bett in richtiger Höhe und von drei Seiten zugänglich
- Lichtschalter oder Fernbedienung neben dem Bett
ALLE RÄUME:
- Türen sollten breit genug sein für einen Gehwagen oder Rollstuhl
- Stolperfallen wie Kabel und Teppichkanten entfernen
Immobilie verkaufen: Was spricht dafür, was dagegen?
Das eigene Haus oder die Wohnung im Ruhestand vielleicht doch zu verkaufen, ist eine schwierige Abwägung. Ein häufig genannter Grund, der gegen einen Verkauf spricht, sind die zahlreichen Erinnerungen, die mit der Immobilie verbunden sind. Außerdem existiert am Wohnort oftmals ein hilfreiches soziales Netzwerk. Auch wenn die Immobilie zu groß geworden ist, kann der Platz eventuell sinnvoll sein, um Familienfeste auszurichten oder Gästezimmer bereitzuhalten.
Die Immobilie zu verkaufen ist eine Option für Senioren, die ihren Wohnraum bewusst verkleinern möchten. Manche Immobilien lassen sich auch nur schwer barrierefrei umgestalten und der Umzug in eine altersgerechte Wohnung ist der geringere Aufwand. Und natürlich spielt auch das in der Immobilie steckende Kapital eine Rolle: Manche Hausbesitzer wollen mit dem Verkauf ihre Rente aufbessern oder sich mit einem Teil des Erlöses einen Traum wie etwa eine Weltreise erfüllen.
Auch das Thema Erben kann eine Rolle spielen: Wer seine Immobilie verkaufen will, der kann seinen Erben schon zu Lebzeiten einen Teil des Vermögens vermachen und damit die Erbschaftssteuer reduzieren.
Immobilie verkaufen und trotzdem wohnen bleiben
Eine weitere Option ist der Verkauf des Hauses oder der Wohnung, während man gleichzeitig das Wohnrecht behält. Hierbei wird die Immobilie meistens unter dem Verkehrswert verkauft, dafür erhalten die Verkäufer das Wohnrecht und müssen je nach Vertrag keine oder nur eine sehr kleine Miete an den Käufer entrichten. Eine solche Vereinbarung wird oft innerhalb der Familie getroffen, denn auch damit lässt sich die Erbschaftssteuer reduzieren.